Mehr Schulden trotz „Abbaupfad“

abbaupfad

Was bedeutet eigentlich die Umschreibung, Rüsselsheim sei auf dem „Abbaupfad“? Gemeint ist damit der Pfad, auf dem das Defizit im Ergebnishaushalt Jahr für Jahr immer weiter abgebaut werden soll. Der Pfad wurde mit dem Land ausgehandelt, als sich Rüsselsheim unter den kommunalen „Schutzschirm“ begeben hat. Im Rahmen dieses „Schutzschirms“ hat das Land 129 Mio unserer Altschulden übernommen. Es verlangt dafür Gegenleistungen. Rüsselsheim muss seinen Etat weiter konsolidieren. Der soeben verabschiedete Haushaltsplan für 2018 sieht einen Fehlbetrag von 12,0 Mio im Ergebnishaushalt vor. Diese Wegmarke liegt tatsächlich auf dem Pfad. Nächstes Jahr darf das Defizit nur noch 10 Mio betragen.

Wer allerdings glaubt, der Abbau des Defizits wäre dasselbe wie ein Schulden-Abbau, sieht sich getäuscht. Investitionen und die damit verbundene Aufnahme von Schulden stehen gar nicht im Ergebnishaushalt. Dafür gibt es den investiven Finanzhaushalt. In diesem nimmt Rüsselsheim 35,9 Mio neue Schulden auf! Bei einer Tilgung von 6,4 Mio entspricht dies einer Netto-Neuverschuldung von 29,5 Mio! Ursprünglich wurde der Etat-Entwurf noch in der Verantwortung von Oberbürgermeister Burghardt (CDU) aufgestellt. Damals betrug die erwartete Netto-Neuverschuldung noch 21,0 Mio. In dem halben Jahr seither ist sie rapide um 8,5 Mio gestiegen.

In diesen Zahlen spiegelt sich der gewaltige Investitionsstau der letzten Jahrzehnte. Die gesamte Infrastruktur, Schulen, Kitas, Sporthallen, Schwimmbäder, Straßen… hat man jahrzehntelang regelrecht vergammeln lassen. Jetzt müssen wir nicht nur die Schulden der Vergangenheit abbauen sondern auch noch die Infrastruktur erneuern. Die Investitionen, die in den nächsten Jahren notwendig werden, liegen im Bereich von weit über 100 Mio. An diesen Zahlen sieht man, wie verzweifelt und schlimm die Lage ist. In diese Zwangslage hat uns das System der etablierten Parteien geritten. Insbesondere tragen diejenigen Parteien Verantwortung, die immer ans große Umverteilen denken, ohne auf die vorhandenen Ressourcen zu achten.

Fortsetzung demnächst: Wie runter von den Schulden?

Weiterhin Loch im Haushalt

Weiterhin Loch im Haushalt

 

Die Haushaltslage ist weiterhin dramatisch. Nach der Teilentschuldung durch den „Rettungsschirm“ des Landes hat Rüsselsheim immer noch 353 Mio Schulden. Das sind 12.600 € pro Haushalt. Eigentlich gebietet es sich, diesen Schuldenstand nicht wieder zu vergrößern, sondern allmählich abzubauen. Dies ist aber mit der tendenziell linken Mehrheit (SPD, Grüne, Linke) in Parlament und Magistrat nicht zu machen. Der jetzt beschlossene Haushalt fährt deshalb wieder ein Defizit ein und zusätzliche Schulden.

Immerhin konnte der Fehlbetrag auf 12,0 Mio im Ergebnishaushalt begrenzt werden. Damit wird eine wesentliche Vorgabe des „Rettungsschirms“ erfüllt. Das Land verlangt nämlich als Gegenleistung für den „Rettungsschirm“ eine allmähliche Rückführung des jährlichen Fehlbetrags entlang eines „Abbaupfades“. Der „Pfad“ wird in diesem Jahr erreicht. Damit bleibt der „Schutzschirm“ für Rüsselsheim weiter aufgespannt. Gleichzeitig ist dies die Mindestvoraussetzung, dass der Etat von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden kann.

Bürgerliche Parteien für weitere Konsolidierung

Die drei im Rüsselsheimer Haupt- und Finanzausschuss (HuFA) vertretenen bürgerlichen Parteien, WsR, CDU und FDP, haben große Anstrengungen unternommen, das Defizit und die Aufnahme neuer Schulden viel stärker zu begrenzen. Allerdings blitzten sie mit fast allen Konsolidierungs-Anträgen bei der linken Mehrheit ab. Dass der Abbaupfad überhaupt erreicht wird, beruht auf Verhandlungen von WsR hinter den Kulissen. WsR bildet mit den Linksparteien das „Viererbündnis“. Dort hat WsR immerhin die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein genehmigungsfähiger Haushalt her muss.

Haushalt schon ausgehandelt bevor er ins Parlament kommt

Die Verhandlungen im Hintergrund waren längst abgeschlossen bevor die öffentlichen, parlamentarischen Beratungen begannen. WsR brachte ihre Sparanträge zwar nochmals ein. Sie waren aber gar nicht mehr mehrheitsfähig, da ein WsR-Abgeordneter fehlte. Es scheint geradezu, dass WsR den Linksparteien Treue signalisierte, indem sie in Minderzahl erschien. Ähnliches war auch früher schon passiert. Vor der Wiederwahl von Stadtrat Kraft (SPD) hatte WsR Vorbehalte gegen seine Amtsführung signalisiert. Bei der geheimen Wahl waren die Stimmzettel eigentlich so eindeutig, dass man gar nicht ungültig wählen konnte. Trotzdem waren zwei ungültige Stimmen in der Urne. Dies ist so zu interpretieren, dass jemand seine Treue zu internen Absprachen dokumentiert hat.

Die CDU hatte natürlich erkannt, was gespielt wird. Sie hat sich daher schon früh von ihrer Hoffnung verabschiedet, relevante Konsolidierungsanträge mit einer knappen bürgerlichen Mehrheit durchzubekommen. Die CDU verzichtete sogar demonstrativ auf einige ihrer Konsolidierungs-Pläne, um Stadtrat Kraft Zugeständnisse zu machen. Die CDU zeigte damit, dass sie wieder auf Brautschau ist.

Klare Haltung statt politische Taktiererei

Mir ist das zu viel Taktiererei. Ein Politiker soll sagen, was er denkt und vorhat. Dies muss sich an der Sache ausrichten und nicht an günstigen Gelegenheiten. Ich habe dem Haushalt zugestimmt, weil er wenigstens die Mindestvoraussetzung erfüllt. Ich habe aber auch deutlich gemacht, dass dies erst der Anfang sein kann für viel tiefer einschneidende, notwendige Konsolidierungs-Anstrengungen.

Geld spielt keine Rolle

St. Christophorus: Geld spielt keine Rolle

Die Kindertagesstätte der katholischen Gemeinde St. Christophorus hat Mängel bei der Elektroinstallation und beim Brandschutz. Dies wurde anlässlich einer regulären Prüfung durch die städtische Bauaufsicht festgestellt. Die Ertüchtigung des Brandschutzes soll „nur“ 88.000 € kosten. Für die Stromanschlüsse allerdings veranschlagt die Kirche sensationelle 365.000 €. Der Magistrat will die Maßnahmen mit 50 % bezuschussen und beantragt die Genehmigung durch die Stadtverordnetenversammlung.

Wie so oft nimmt der Magistrat die angemeldeten Wünsche kritiklos hin und fragt nicht nach der Notwendigkeit solch hoher Ausgaben. Geld spielt für die rot-grüne Mehrheit im Magistrat wieder einmal keine Rolle, egal wie dramatisch die Haushaltslage ist. In der Vorlage fürs Parlament wird mit keinem Wort erklärt, welche Defekte derart hohe Kosten verursachen sollen. Für 365.000,- € könnte man immerhin ein ganzes Grundstück kaufen und darauf ein Haus mitsamt kompletter Elektroinstallation bauen.

Die Unterstützung der freien Kita-Träger bei Reparaturen mit einer Quote von 50 % finde ich richtig. Die kritiklose Hinnahme übertriebener Ansprüche ist jedoch verheerend und wird über kurz oder lang zu weiteren Abgaben- und Steuererhöhungen führen. Sollte der Magistrat keine akzeptable Erklärung für die sensationellen Kosten nachliefern, werde ich die Vorlage ablehnen.

Bauplanung nach Gutsherrenart

Bauplanung nach Gutsherrenart
Kaum ist in Rüsselsheim ein neuer Oberbürgermeister im Amt, eskaliert ein überflüssiger Streit mit der Nachbarstadt Raunheim. Es geht um den großflächigen Einzelhandel, der sich zwischen Rüsselsheim und Raunheim angesiedelt hat. Dabei handelt es sich um das „Einkaufszentrum“ (Kaufland), um das direkt angrenzende „Mainkaufzentrum“ und um eine Reihe von weiteren Märkten (Toom, Edeka, Aldi), die sich allesamt auf Raunheimer Gemarkungsgebiet befinden. Das Mainkaufzentrum hat Leerstände zu verkraften. Der Eigentümer möchte die derzeit ungenutzten Flächen daher zusammenlegen, um sie besser vermieten zu können. Gleichzeitig soll der Toom-Baumarkt verschwinden. Angeblich würde er sich nicht rechnen. Der Vermieter plant deshalb, das Gebäude zu vergrößern und zu einem Fachmarktzentrum umzubauen. Bauvoranfragen wurden bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Kreisausschuss, eingereicht. Gegen sie Pläne hat die Stadt Rüsselsheim bereits unter OB Burghardt Einspruch erhoben.
 
Rüsselsheim verfolgt derzeit zwei Versuche, seine Innenstadt wieder aufzuwerten, nämlich die Neunutzung des Opel-Altwerks und die Überbauung der Karstadt-Ruine. Das Karstadt-Areal befindet sich direkt an der Hauptverkehrsstraße (Frankfurter Straße). Meines Erachtens ist es wegen dieser Lage nicht für Wohnbebauung geeignet. Wir sollten hier nichts planen, das mit der Straßensituation in Konflikt gerät. Vielmehr bietet sich an, etwas zu realisieren, das gerade von der Straßensituation lebt.
An der Frankfurter Straße besteht die einzige und wohl letzte Chance für Rüsselsheim, ein innerstädtisches Einkaufszentrum zu errichten, das leicht mit dem Auto erreichbar ist. Großzügige Tiefgaragenplätze könnten auch den notleidenden Einzelhandel in der gesamten Innenstadt beleben. Für ein solches Einkaufszentrum wäre der Raunheimer Einzelhandel eine gewisse Konkurrenz. Von daher ist der Rüsselsheimer Einspruch gegen die Raunheimer Pläne begründet. Bisher konnte man auch erwarten, dass sich die beteiligten Stadtoberhäupter Udo Bausch und Thomas Jühe in Gesprächen verständigen.
 

Rüsselsheimer Magistrat geht auf Konfrontationskurs

 
Jetzt hat die Mehrheit im Rüsselsheimer Magistrat aber die Strategie gewechselt. Rüsselsheim übt Druck auf die Nachbarstadt aus, indem der Magistrat den Kreisausschuss auffordert, die Raunheimer Pläne abzulehnen. Die geplante Eskalation erfolgt nach Gutsherrenart ohne vorherige Beratung im Stadtparlament und ohne öffentliche Diskussion. Da hätten zahlreiche Rüsselsheimer Bürger sicherlich für das zweckmäßige Nahversorgungszentrum an der Raunheimer Grenze plädiert. Wer der Architekt der Eskalation ist, liegt derzeit noch im Dunkeln. Verantwortung dafür trägt aber Stadtrat Kraft (SPD), zu dessen Dezernat der Fachbereich Umwelt und Planung gehört.

Auch schon früher nach Gutsherrenart

 
Die Bauplanung erfolgte auch schon früher wie nach Gutsherrenart. Letztes Jahr ging der Eigentümer des Canadian-Club-Geländes an die Öffentlichkeit. Für seinen Plan einer Überbauung des Ruinen-Areals hatte er fünf Jahre lang keine Genehmigung von der Stadt erhalten. Die Stadt empfahl ihm sogar einen Architekten ihres Vertrauens, mit dem er neu plante. Aber auch dann gab es keine Genehmigung. Gründe wurden nicht bekannt. Dann trafen sich die Stadtverordneten extra mit dem Investor vor einer Ausschuss-Sitzung auf dem Ruinengelände unmittelbar am Rathaus. Aber auch hier wusste niemand, warum die Baugenehmigung versagt worden war, nicht der Investor und auch keiner der Stadtverordneten. Indirekt kam dann heraus, dass der Magistrat eine Änderung des Bebauungsplans austüftelt. Offenbar ist er die ganze Zeit einfach nicht fertig geworden mit dem Plan: Beschäftigung eines Investors auf eigene Kosten oder Bauaufsicht nach Gutsherrenart.
 
Mit der Baugenehmigung für die freie Kita am Hessenring ist es ähnlich. Bürgermeister Grieser (Grüne) hat den Kita-Träger ultimativ aufgefordert, ein Gebäude in einem anderen Stadtteil zu beziehen, weil die Räumlichleiten am Hessenring mit Asbest verseucht seien. Der Umzug hätte das Aus für den freien Kindergarten bedeuten können. Der Trägerverein wehrte sich jedoch und fand einen Investor für einen Neubau. Der bekommt aber seit Jahren keine Baugenehmigung …

Katastrophale Zustände in Kitas?

Von zwei Rüsselsheimer Kindertagesstätten beschwerten sich kürzlich Eltern über katastrophale Zustände. So schreibt eine Mutter über eine städtische Kita an die Stadtverordneten: „In dieser Einrichtung herrscht nicht nur Personalmangel, sondern auch Verzweiflung bei den verbliebenen Erzieherinnen, die dort jeden Tag ihr Bestes geben, aber irgendwann verständlicherweise auch einmal am Ende sind. So passiert es regelmäßig, dass sich die Erzieherinnen nachmittags bei den Eltern ausweinen und ihre Wut über die Situation auslassen. Und Ausweinen ist hier wortwörtlich gemeint. SIE WEINEN! Was passiert, wenn diese Erzieherinnen am Ende sind und an der Aufgabe zerbrechen?“

An dieser Kita scheint dramatischer Personalmangel zu herrschen, ohne dass sich der zuständige Bürgermeister Grieser bisher darum gekümmert hat. Bei einer anderen Kita haben Eltern gegenüber der Main-Spitze sogar bekannt, dass sie Zukunftsangst haben. Hier handelt es sich um die Kita des Vereins Freier Kindergarten am Hessenring. Die Kita zeichnet sich durch ein besonderes pädagogisches Konzept aus, bei dem Erzieherinnen und Eltern in der Kinderbetreuung zusammenarbeiten. Die städtische Bereichsleiterin soll Eltern nahegelegt haben, aus dem Verein auszutreten. Da die freien Kitas städtische Zuschüsse dringend brauchen, macht sich natürlich bei den Eltern Verunsicherung breit, zumal die Stadt auch schon früher Druck auf den Verein ausgeübt hat. Vor zwei Jahren hat Bürgermeister Grieser den Verein ultimativ aufgefordert, sein Gebäude (wegen Asbest) aufzugeben und in einen anderen Stadtteil zu ziehen. Der Verein hat sich dem Ultimatum jedoch nicht gebeugt, sondern einen Investor für ein neues Gebäude gesucht und gefunden. Dieser bekommt aber seit längerem keine Baugenehmigung von der Stadt. Ob dem grünen Bürgermeister das private Engagement des Vereins zuwider ist?

Ich habe Bürgermeister Grieser in einer schriftlichen Anfrage gebeten, Stellung zu den aktuellen Vorwürfen aus der freien Kita zu beziehen. Er antwortet dazu, auch über die Presse, alle Vorwürfe seien falsch. Von dem Investor würde er nur noch auf einen Finanzierungsplan warten. Mal sehen, ob die Zusammenarbeit jetzt reibungsloser läuft, nachdem sich die Öffentlichkeit für die Angelegenheit interessiert.

Wenn Eltern unter fortdauernden Mißständen in den Kitas leiden, ist es richtig, dass sie öffentlich berichten und klar Stellung beziehen. Nur wer sich wehrt, kann etwas erreichen. Weitere Hinweise nehme ich gerne entgegen.

 

 

 

Politiker bereichern sich am Ruhegehalt

Politiker bereichern sich: Bernadette Weyland kassiert Ruhegehalt missbräuchlich

In Frankfurt ist gerade Oberbürgermeister-Wahlkampf. Für die CDU-Kandidatin Bernadette Weyland läuft es nach einer Pannenserie gar nicht mehr rund. Neider bei der Bild Zeitung werfen ihr vor, gar nicht ihr eigenes Foto zu plakatieren, sondern das ihrer jüngeren Schwester. Das ist natürlich kein politisches Argument sondern Stimmungsmache von Medien, die eigentlich neutral berichten sollten. Allerdings hat Bernadette Weyland auch selbst eine Serie von Fehlern gemacht. So hat sie die FDP vor den Kopf gestoßen. Auf einer FDP-Parteiversammlung wollte Weyland sich als Kandidatin vorstellen. Dann sagte sie jedoch kurzfristig ab, nur um bei der CDU ein Grußwort zu halten. Jetzt kommt auch noch ein ganz großes Malheur zu der Pannenserie hinzu. Das ARD-Magazin Report Mainz hat die Versetzung politischer Beamter in den einstweiligen Ruhestand untersucht. Dabei kam heraus, dass bundesweit in großem Stil Missbrauch mit diesem Instrument getrieben wird.

Missbräuchlicher goldener Handschlag

Im einstweiligen Ruhestand erhalten politische Beamte ein hohes Ruhegehalt. Missbräuchlich ist der goldene Handschlag, wenn der Beamte dabei für Parteizwecke wie z.B. Wahlkampf freigesetzt wird. Dies ist der Fall bei Bernadette Weyland. Sie war Staatsekretärin in der hessischen Landesregierung und wurde für ihren Wahlkampf in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Die Staatskanzlei erklärt dazu, Frau Weyland habe um die Versetzung gebeten. Im Radiointerview sagt die Kandidatin dazu, man könne gar nicht um die Versetzung ersuchen. Dies werde einfach so mit einem gemacht. Wie dem auch sei, mit dem Skandal im Gepäck kann sie die Wahl nicht mehr gewinnen. Wählte man sie trotzdem, würde man die Bereicherungspraxis der etablierten Parteien ja legitimieren.

Linker Fraktionsvorsitzender kandidiert als Unabhängiger

Ein vergleichbarer Fall, wenn auch von geringerer Tragweite, hat sich kürzlich im Groß-Gerauer Bürgermeister-Wahlkampf zugetragen. Da hat sich Hans-Peter Gölzenleuchter dreist als „unabhängiger“ Kandidat präsentiert. Tatsächlich ist er Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtparlament. Auch hier gilt wieder: Wer so offensichtlich den Bürger betrügen will, disqualifiziert sich selbst. Erstaunlich, dass Gölzenleuchter im ersten Wahlgang trotzdem noch 9,3 % der Stimmen erhielt.

Grüner Habeck verschafft sich Mehrpension

Auch bei den Grünen gibt es einen aktuellen Fall. Kürzlich wählten sie Robert Habeck zu ihrem Bundesvorsitzenden. Er sei ein „extrem guter, angenehmer Kabinettskumpel“ und eine „Bereicherung“ für die Grünen. Allerdings hatte er sich kurz vorher selbst bereichert. Auf sein Betreiben kippten die Grünen ihren alten Grundsatz der Trennung von Amt und Mandat. Habeck darf nun noch eine Zeit lang Landesminister in Schleswig-Holstein bleiben (Amt) und gleichzeitig das Mandat des Bundesvorsitzenden ausüben. Der Trick verschafft ihm eine Mehrpension. Bleibt er mindertens bis zum 12. Juni Minister, sichert ihm das ein monatliches Extra von 620 Euro. Im Internet ist es allerdings schwer, Information über die Habeck-Rente zu finden. Unsere Qualitäts-Leitmedien drücken bei dem Grünen gerne einmal ein Auge zu.

Denkmal-Kataster: Vorbildliche Privatinitiative

Ein Verzeichnis aller Denkmäler und Kunstobjekte in Rüsselsheim soll nach einem Beschluss des Stadtparlaments vom April 2017 angefertigt werden. Die Initiative geht auf den Stadtverordneten Olaf Kleinböhl (SPD) zurück. Kulturdezernent Grieser (Grüne) gibt jetzt der Presse bekannt, dass seine Behörde („Kultursteuerung“) eine Arbeitsgruppe der Universität Mainz gefunden hat, die das Kataster nahezu kostenlos anfertigen will. Das Projekt soll im Sommersemester am Institut für Film-, Theater- und Kulturwissenschaft mit einem Seminar für Master-Studierende begonnen werden, um „Umsetzungsoptionen“ zu erarbeiten.

Das Projekt der Mainzer Wissenschaftler ist sicherlich gut gemeint. Ich frage mich allerdings, warum man allein zur Vorbereitung ein ganzes Seminar über ein volles Semester braucht. Zum Masterstudium werden nur die besten Studentinnen und Studenten zugelassen. Wenn selbst die besten dann ein halbes Jahr benötigen, bevor sie überhaupt mit der Arbeit beginnen, spricht das nicht gerade für ein hohes Niveau, das in der betreffenden Abteilung der Uni Mainz gelehrt wird.

In der Zwischenzeit hat eine private Initiative schon selbst ein Kunst- und Denkmal-Kataster für Rüsselsheim geschaffen. Darauf macht der Kulturjournalist Stephan A. Dudek in seinem heutigen Kommentar in der Main-Spitze nichmals aufmerksam. In dem Kataster („Artmap“) hat der Rüsselsheimer Fotograf Sam Khayari bereits zahlreiche Objekte gesammelt und präsentiert sie übersichtlich mit Bild und Text auf seiner Webseite. Dort befindet sich auch ein Mitmachformular für interessierte Bürger, die mit weiteren Objekten beitragen möchten. Die vorbildliche, private Initiative ist der Rüsselsheimer „Kultursteuerung“ anscheinend völlig unbekannt. Nachdem die Initiative bestens läuft, kann die „Kultursteuerung“ ihr Projekt ruhig eindampfen, bevor es begonnen wurde. Mal sehen, womit sich die „Kultursteuerung“ als nächstes beschäftigt.

Gewobau fällt geschützten Baum

Gewobau fällt geschützten Baum von fast 2m Umfang

Einen geschützten Baum mit fast 2 m Umfang hat die Gewobau heute Morgen an der Berliner Straße fällen lassen. Ein Grund wie z.B. mangelnde Standfestigkeit war nicht erkennbar. Die städtische Satzung zum Schutz der Baum- und Grünbestände (Baumschutzsatzung) stellt Laubbäume ab 0,80 m Umfang und Nadelbäume ab 1,20 m Umfang unter besonderen Schutz. Eine Stellungnahme der Gewobau oder des Magistrats ist bisher noch nicht erfolgt.

Im Oktober wollte der Städteservice Rüsselsheim Raunheim bereits 50 Bäume im Bereich Stadtteater/Rugby-Ring fällen. Nachdem die Bäume unmittelbar vor den Hessentag aufwendig gepflegt und geschnitten worden waren, sollten sie jetzt plötzlich nicht mehr standfest sein. Die Fällaktion ist vorerst aufgeschoben, da der Plan erhebliche Proteste hervorgerufen hat.

Erste Chance vergeben

Erste Chance vergeben: unklarer politischer Fahrplan von OB Bausch

Das politische Großereignis zum Jahresbeginn ist in Rüsselsheim immer der Empfang des Gewerbevereins von 1888 eV. Vor 900 Bürgern im Stadttheater hatte Oberbürgermeister Bausch am Sonntag Gelegenheit, seinen politischen Fahrplan vorzustellen. Er nutzte diese erste Chance allerdings nicht.

Wenige Tage vorher hatte er mit der Regierungspräsidentin über den drohenden Straßenbeitrag beraten. Jeder erwartete eine Aussage dazu von ihm. Da das Stadtparlament mit knapper Mehrheit eigene Konsolidierungs-Anstrengungen abgelehnt hat (wir berichteten), ist zu erwarten, dass die Regierungspräsidentin den Straßenbeitrag unmittelbar per Zwang einführt. Udo Bausch hätte zumindest eine gesichtswahrende Erklärung abgeben können. Aber er schwieg.

Auch auf die Wünsche des Präsidenten des Gewerbevereins, Dirk Schäfer, ging Bausch nicht ein. Schäfer hatte für den Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit plädiert und für den Erhalt der öffentlichen Einrichtungen in Rüsselsheim. Bausch ließ stattdessen erkennen, dass er sich um mehr Zuschüsse von Bund und Land zum Haushalt der Stadt bemühen wird. Die Wertschöpfung pro Kopf sei in Rüsselsheim die höchste in ganz Hessen. Davon müsse mehr in der Stadt hängen bleiben. Rüsselsheim brauche in den nächsten Jahren 100 Mio für Investitionen Dies entspricht der Politik seiner hauptamtlichen Dezernenten Grieser (Grüne) und Kraft (SPD), die ungebremst Geld ausgeben und erwarten, dass jemand dafür aufkommt. Der harte Kern dieses Politikansatzes (SPD, Grüne, Linke) umfasst allerdings nur 22 von 45 Stadtverordneten. Bausch wird dies noch in seine Politik einbeziehen müssen.

Das Foto vergleicht die beiden Empfänge von 2017 und 2018. Auf der einen Seite der ehemalige OB Patrick Burghardt, der Macher, der auch die Medien zu nutzen weiß – auf der anderen Seite OB Udo Bausch, der sich noch einarbeitet und einen eher akademischen Redestil pflegt.

Unmittelbare Einführung des Straßenbeitrags droht

Unmittelbare Einführung eines Straßenbeitrags -wie hier anno 1840- droht

Die unmittelbare Einführung des Straßenbeitrages per Zwang ist nach der letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung zu befürchten. Die einstimmig verabschiedete Resolution gegen Straßenbeiträge hilft akut überhaupt nicht, da sie ein Landesgesetz betrifft. Es gäbe eine einzige Möglichkeit, den Straßenbeitrag zu verhindern: Ein substantieller Konsolidierungsplan des Magistrats, den die Regierungspräsidentin als Signal erkennen könnte. Mit einem solchen Sparpaket in der Hand könnte Oberbürgermeister Udo Bausch mit der Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid verhandeln.

Ein solches Sparpaket fordere ich schon seit einem Jahr. WsR und die FDP haben sich diesem Plan frühzeitig angeschlossen. Bei der Parlamentssitzung am Donnerstag hat nun auch die CDU zugestimmt sowie der Freie Wähler. Somit kamen 20 Stimmen fürs Konsolidieren zusammen. Gegen ein Sparpaket jedoch hat Rot-Rot-Grün mit 21 Stimmen die knappe Mehrheit erzielt. Sobald die Regierungspräsidentin dieses Ergebnis erfährt, ist alles klar: Magistrat und Mehrheit der Stadtverordneten WOLLEN den notleidenden Haushalt nicht konsolidieren. Unter diesen Umständen muss Frau Lindscheid den Straßenbeitrag zwangsweise verordnen. Eventuell wartet sie noch ein klein wenig um dem neuen Oberbürgermeister ein gesichtswahrendes Statement zu ermöglichen. Dies könnte sogar bereits am Sonntag auf dem Empfang des Gewerbevereins erfolgen. Wie viel Zeit sie ihm auch immer gibt, der Straßenbeitrag wird rückwirkend ab 1. Januar gelten.