Denkmal-Kataster: Vorbildliche Privatinitiative

Ein Verzeichnis aller Denkmäler und Kunstobjekte in Rüsselsheim soll nach einem Beschluss des Stadtparlaments vom April 2017 angefertigt werden. Die Initiative geht auf den Stadtverordneten Olaf Kleinböhl (SPD) zurück. Kulturdezernent Grieser (Grüne) gibt jetzt der Presse bekannt, dass seine Behörde („Kultursteuerung“) eine Arbeitsgruppe der Universität Mainz gefunden hat, die das Kataster nahezu kostenlos anfertigen will. Das Projekt soll im Sommersemester am Institut für Film-, Theater- und Kulturwissenschaft mit einem Seminar für Master-Studierende begonnen werden, um „Umsetzungsoptionen“ zu erarbeiten.

Das Projekt der Mainzer Wissenschaftler ist sicherlich gut gemeint. Ich frage mich allerdings, warum man allein zur Vorbereitung ein ganzes Seminar über ein volles Semester braucht. Zum Masterstudium werden nur die besten Studentinnen und Studenten zugelassen. Wenn selbst die besten dann ein halbes Jahr benötigen, bevor sie überhaupt mit der Arbeit beginnen, spricht das nicht gerade für ein hohes Niveau, das in der betreffenden Abteilung der Uni Mainz gelehrt wird.

In der Zwischenzeit hat eine private Initiative schon selbst ein Kunst- und Denkmal-Kataster für Rüsselsheim geschaffen. Darauf macht der Kulturjournalist Stephan A. Dudek in seinem heutigen Kommentar in der Main-Spitze nichmals aufmerksam. In dem Kataster („Artmap“) hat der Rüsselsheimer Fotograf Sam Khayari bereits zahlreiche Objekte gesammelt und präsentiert sie übersichtlich mit Bild und Text auf seiner Webseite. Dort befindet sich auch ein Mitmachformular für interessierte Bürger, die mit weiteren Objekten beitragen möchten. Die vorbildliche, private Initiative ist der Rüsselsheimer „Kultursteuerung“ anscheinend völlig unbekannt. Nachdem die Initiative bestens läuft, kann die „Kultursteuerung“ ihr Projekt ruhig eindampfen, bevor es begonnen wurde. Mal sehen, womit sich die „Kultursteuerung“ als nächstes beschäftigt.

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