Warum verliert Patrick Burghardt überraschend?

Überraschend verliert Amtsinhaber Patrick Burghardt (CDU) die Stichwahl zum Oberbürgermeister am gestrigen Sonntag (8. Oktober). Warum? Burghardts erkennbare Achillesferse war seine Aufgabe als Kämmerer. Die Stadt muss ihren defizitären Haushalt dringend sanieren. Einen Konsolidierungsplan ist Burghardt jedoch vollkommen schuldig geblieben. Keinen einzigen Sparvorschlag hat er entwickelt. Er wird jetzt als der OB in die Geschichte der Stadt eingehen, der an der Steuerschraube gedreht hat – erst die Verdopplung der Grundsteuer, jetzt der Plan einer Straßenabgabe zu Lasten der Bürger.

Von SPD und Grünen sind erst recht keine Sparvorschläge zu erwarten. Wenn aber der CDU-Kandidat keine Alternative präsentiert, zweifelt man als bürgerlicher Wähler, warum man seine Stimme für Burghardt abgeben soll. Wir haben immer wieder einen Konsolidierungsplan von ihm gefordert, damit die Straßenabgabe überflüssig wird. Die FDP und der bürgerliche Teil des Viererbündnisses, nämlich WsR, haben diese Forderung übernommen – leider ohne Erfolg. Zu uns sagte Burghardt, er brauche uns nicht. Zu WsR hat die CDU eine Abneigung gepflegt, die auf beiderseitigen persönlichen Animositäten beruht. Dabei sind CDU und WsR in vielen Fragen inhaltlich sehr nahe beieinander. Trotzdem hat Burghardt es versäumt, das bürgerliche Lager auf sich einzuschwören. So blieb WsR nichts anderes übrig als ihren Wählern zu empfehlen, für den Kandidaten von Rot-Rot-Grün zu stimmen. Dies hat Udo Bausch zum Sieg verholfen.

Wir gratulieren Udo Bausch zu seinem Erfolg. Zweifellos hat er die Erfahrung und die Statur für einen Oberbürgermeister. Die entscheidende Frage ist jetzt, ob er eigene Schwerpunkte setzt und ob er sich als OB aller Rüsselsheimer versteht. Oder wird er dezidiert rot-rot-grüne Politik betreiben, wie sie von den Fraktionen vorgegeben wird, deren Kandidat er war? Bausch hat jetzt die selbstverständlichen 100 Tage Zeit, in der wir sein Handeln wohlwollend beobachten. Dann bilden wir ein erstes Urteil. Sein Amt als OB tritt er zwar erst am 1. Januar an. Bereits in den nächsten Monaten jedoch fallen in Rüsselsheim die Entscheidungen zum Haushalt 2018 und nochmals zur Straßenabgabe. Hier muss Bausch bereits zeigen, was seine Absichten sind.

Patrick Burghard wünschen wir alles Gute für die Zukunft. Wir haben ihn trotz Bedenken gewählt. Er hat Rüsselsheim aus seiner Depression herausgeführt und eine Aufbruchstimmung erzeugt. Für seinen Nachfolger ist es Chance und Aufgabe, diese Stimmung aufrecht zu erhalten und zu nutzen.

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