Vielerorts leidet die Politik an Organversagen. Dies gilt nicht nur für Rüsselsheim, wo alle drei hauptamtlichen Magistratsmitglieder (CDU, SPD, Grüne) sich weigern, einen Konsolidierungsplan für den notleidenden Haushalt aufzustellen. In der Kreisstadt wird jetzt auch ein Fall von Multi-Organversagen der Politik bekannt. Die Zufahrt zum Gewerbegebiet Hans-Böckler-Straße im Norden der Stadt wird durch eine Baustelle massiv behindert. Die Gewerbetreibenden klagen über derart lange Staus und Umwege, dass ihnen Kunden wegbleiben. Von Umsatzeinbrüchen über 50 Prozent ist die Rede. Die Gewerbetreibenden machen der Stadtverwaltung Vorschläge, wie die Lage verbessert werden kann. Die Stadtverwaltung ist jedoch nicht bereit, darauf einzugehen oder selbst die Initiative zu ergreifen.
Wer glaubt, Bürgermeister Sauer (CDU) werde helfen, sieht sich enttäuscht. Einen schon vorgesehenen Ortstermin mit den betroffenen Unternehmern hat er abgesagt. Die Verkehrsregelung sei „alternativlos“. Die Gewerbetreibenden müssen jetzt bis Ende des Jahres mit den Einschränkungen leben. Nicht jeder wird dies wirtschaftlich überleben. Die Haltung des Bürgermeisters ist besonders bemerkenswert, da er gerade für den Einzug in den Bundestag kandidiert.
Die Presse berichtet jetzt zusätzlich, dass Anwohner der Hans-Böckler-Straße schon seit mehr als 10 Jahren über eine andere Misere klagen. Die Straße wird nämlich von Lastwagen streckenweise völlig zugeparkt, so dass manchmal selbst mit einem kleinen Auto kaum durchzukommen ist. Schwere Lastwagen parken selbst im Halteverbot, an Einfahrten und auf Bürgersteigen, die sie oft sogar in voller Breite einnehmen. Es ist üblich, dass Lastwagen auch auf dem Bürgersteig fahren, selbst wenn Fußgänger unterwegs sind. Zwei große Lastwagen kommen nämlich auf der Straße kaum aneinander vorbei. Dabei wird die Straße auch von Nauheimer Schulkindern genutzt, die die Schulen in der Kreisstadt besuchen. Besonders prekär sei die Lage am Wochenende, wenn die Motoren von Kühllastwagen auf der Straße rund um die Uhr laufen. Die Anwohner klagen, ihre Eingaben ans Rathaus seien während all der Zeit erfolglos geblieben. Das Ordnungsamt ignoriere ihre Anliegen weitgehend, insbesondere am Wochenende. Die Polizei schreitet nicht ein.
Hier ist also ein gravierendes Problem seit langem bekannt. Die Verwaltung unternimmt nichts und der Bürgermeister stellt sich „alternativlos“ hinter seine Verwaltung. Da können wir nur ein Multi-Organversagen der Groß-Gerauer Politik feststellen. Wir fordern mehr direkte Einwirkungsmöglichkeiten der Bürger (direkte Demokratie) und Gehaltskürzung bei Amts- und Mandatsträgern als Folge nachgewiesener Schlechtleistung.