Ladesäulen: Kraftakt zur Verstärkung des Stromnetzes nötig

Ladesäulen: Kraftakt zur Verstärkung des Stromnetzes erforderlich

Rüsselsheim bekommt bis 2020 ein Netz von 1.300 Ladepunkten für Batterieautos. Dies hat die Stadtverordnetenversammlung kurz vor Weihnachten beschlossen. Rüsselsheim baut somit das dichteste Netz von Ladestationen einer Stadt in Deutschland auf. Presse und Politiker sprachen gar von einem „Leuchtturmprojekt“ Rüsselsheims.

Grundlage der Finanzierung ist ein Förderantrag von Opel, der Hochschule RheinMain, der Stadt Rüsselsheim und anderer Projektpartner. Der Antrag auf Bundesmittel war so erfolgreich, dass die Stadt ihre gesamten Kosten von 7,1 Mio erstattet bekommt. Opel trägt mit zusätzlichen Mitteln zum Projekt bei und darf daher 350 Ladepunkte exklusiv für seine Dienstwagenflotte nutzen. Die meisten Stationen im Stadtgebiet und auf dem Werksgelände sind jedoch für jeden Bürger zugänglich.

Da das Erdöl auf absehbare Zeit zur Neige geht, müssen wir uns rechtzeitig nach alternativen Antrieben umsehen. In dieser Situation halte ich es für richtig, den Verkauf der ersten noch teuren Elektroautos zu fördern, indem wir eine Ladeinfrastruktur anbieten. Ich habe deshalb dem Projekt gerne zugestimmt.

Knackpunkt ist die Stromversorgung der Ladesäulen

Der Knackpunkt des Plans ist die Stromversorgung der Ladesäulen durch die Stadtwerke. Im Nachhinein stellt sich jetzt heraus, dass die Stadtwerke gar keinen Plan haben, ihre Versorgungskapazitäten auszubauen. „Die Netzanschlüsse…können überwiegend aus dem bestehenden Niederspannungs-Ortsnetz erfolgen“, erläutert Matthias Schweitzer, Bereichsleiter Technik und Netze auf der Webseite der Stadtwerke. Dies ist jedoch eine weitreichende Fehleinschätzung. Tatsächlich müssen die Stadtwerke ihre Lieferkapazitäten in einem Kraftakt um mindestens die Hälfte vergrößern. (Abschätzung in einem Folgebeitrag)

Stadtwerke haben keinen Plan

Dazu müssen nicht nur neue Stromkabel durch die Stadt verlegt werden. Es wird sogar ein weiteres Umspannwerk erforderlich. Der Frankfurter Energieversorger Mainova hat gerade vor einem Jahr ein neues Umspannwerk in Betrieb genommen, dessen Bau drei Jahre gedauert hat. Die Kosten betrugen 12 Mio in der ersten Ausbaustufe. Angesichts des erheblichen Zeit- und Kapitalbedarfs können sich die Stadtwerke eigentlich nicht leisten, im gemütlichen Modus zu verharren.

Dem Magistrat und allen Rüsselsheimer Projektpartnern muss klar gewesen sein, welch erheblicher Aufwand auf die Stadtwerke zukommt. Dies muss Thema der gemeinsamen Beratungen gewesen sein. Öffentlich oder im Stadtparlament hat sich aber keiner geäußert. Mal sehen, welche Pläne der Magistrat tatsächlich hat. Sollte das „Leuchtturmprojekt“ etwa vorwiegend Propaganda gewesen sein? Oder wird der Bürger im Nachhinein um Extra-Geld für die Stadtwerke angehalten? Meines Erachtens verbietet sich dies. Es ist Aufgabe der Stadtwerke, den Strom bereitzustellen, natürlich gegen eine angemessene Tankgebühr.

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