Kultur123: fehlende Inspiration

Kultur123: Fehlende Inspiration?

Der städtische Eigenbetrieb Kultur123 verfügt über ein Haushaltsvolumen von 11,5 Mio und macht dabei ein Defizit von fast 7 Mio. Dem Haushaltsvolumen entsprechend müsste der Kulturbetrieb Verantwortung in der Stadt übernehmen. Dieser Verantwortung wird er aber nur teilweise gerecht. Das unfassbar hohe und immer weiter steigende Defizit ist ebenfalls ein ernstes Problem für die hochverschuldete Stadt. Nächste Woche berät das Stadtparlament den Etat der Kulturbehörde. Grund genug, um einmal über die Rolle des Betriebs nachzudenken.

Keine Inspiration, neue Aufgaben wahrzunehmen

Zusammen mit Stephan Völker, dem rührigen Rüsselsheimer Jazz-Musiker, betreibt Kultur123 die Jazz-Fabrik. Dies ist eine umfangreiche Konzert- und Veranstaltungsreihe mit überregionaler Ausstrahlung. Seit Jahren versucht Stephan Völker, eine Akademie der Jazz-Fabrik zu etablieren. Diese soll Jugendliche an den Jazz heranführen. Warum Kultur123 nicht bereit ist, die Akademie zu finanzieren, ist unverständlich. Die geringen Mittel dazu müssten in einem 11,5 Mio-Etat verkraftbar sein.

Auch in anderen Fällen, ist der städtische Betrieb nicht bereit, einzuspringen. Gerade evaluiert Kultur123 die Möglichkeit, ein neues Kulturzentrum im Opel-Altwerk aufzubauen. Die Untersuchung klappt aber nicht ohne Extra-Geld. Zehntausend Euro will man dafür vom Steuerzahler. Warum ist die Leitung von Kultur 123 nicht bereit, 10.000 Euro in einem Haushalt von 11,5 Mio zu finden? Da fehlt es anscheinend am Willen.

Schließlich gibt es noch das beliebte Kulturzentrum „Das Rind“, das Teil von Kultur123 ist. Die Protagonisten arbeiten dort unter prekären Bedingungen. Auch hier ist der Kulturbetrieb wieder nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen und aus dem eigenen riesigen Etat Abhilfe zu schaffen. Wieder muss das Stadtparlament beraten, ob es Extra-Mittel locker macht.

Keine Inspiration, das Defizit abzubauen

Zu Kultur 123 gehören auch das Stadttheater und die Bücherei. Beide tragen maßgeblich zum Defizit bei. Es ist klar, dass ein Theater und eine Bücherei keinen Gewinn abwerfen. Das riesige Defizit könnte jedoch dazu führen, dass das Theater eines Tages geschlossen werden muss. Das sollte unbedingt vermieden werden. Dafür muss aber das Defizit sinken. Leider legt Kultur123 einen Finanzplan 2019-2024 vor, der frei ist von jeglicher Inspiration. Ich würde eigentlich erwarten, dass sich die Führung von Kultur123 Gedanken macht, wie sie zB mehr Besucher ins Theater locken kann, insbesondere aus den benachbarten Städten des Rhein-Main-Gebiets. Die Leitung der Behörde macht sich aber keine erkennbaren Gedanken zur Konsolidierung. Diese Kritik trifft insbesondere die politische Führung des Betriebs. Kulturdezernent Grieser (Grüne) hat ja im Parlament laut und deutlich gesagt, es sei „schon längst gezeigt, dass man an der Kultur nicht mehr sparen kann“. Klar, dass bei dieser Vorgabe auch tatsächlich nicht gespart wird. Das Defizit wird einfach linear fortgeschrieben. Jedes Jahr soll es um 200.000 Euro steigen.

Inspiration durch sanften Druck fördern

Besser wäre es, die Kreativität und Inspiration der Behördenleitung durch sanften Druck anzuregen. Ich schlage vor, den Haushalt in diesem Jahr moderat auf 6,6 Mio zu deckeln und dann in den nächsten fünf Jahren um jeweils 200.000 Euro langsam abzuschmelzen. Dadurch wird nichts zerstört. Es wäre genug Zeit, Konsolidierungspläne zu entwickeln.

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