Wohin sollen die neuen Sophie-Opel-Schüler?

In der Friedrich Ebert-Siedlung hat die neue Sophie-Opel-Schule (SOS) ihren Betrieb zum Schuljahresbeginn 2016 in einem Container-Provisorium begonnen. Zum Schuljahresbeginn 2017 wurde ein zweiter Jahrgang von Schülerinnen und Schülern aufgenommen. Plötzlich wird nun bekannt, dass für die nächsten beiden Jahrgänge noch überhaupt keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Eilig verfasst Baustadtrat Kraft (SPD) eine Magistratsvorlage für die Stadtverordnetenversammlung, nach der dringlich 2 Millionen neue Mittel für ein weiteres Container-Provisorium bereitgestellt werden sollen. Wie hastig die Vorlage zustande gekommen ist, zeigt sich im Finanzposten „Risiko“, der fast ein Viertel der geschätzten Gesamtkosten ausmachen soll.

Die Preise schießen durch die Decke, wenn man erst bestellt und dann fragt, was es kostet

Chaos zieht sich durch die Planung der SOS aber schon von Anfang an. Zuerst wurde der Kostenplan von 2013 nicht gehalten. Dann wurde auch der Finanzrahmen vom Februar 2016 gesprengt. Schon nach einem halben Jahr kam heraus, dass die Kosten nochmals um ein Drittel explodieren. Sie belaufen sich nunmehr auf vorläufige 40 Mio. Dabei ist der Baustadtrat gar nicht einmal der alleinige Sünder. Vielmehr hat die Mehrheit des Parlaments den Bau einer acht- bzw siebenzügigen neuen Schule mit neuem pädagogischen Konzept beschlossen, ohne dass die Schule überhaupt geplant war. Belastbare Kostenschätzungen waren erst recht nicht bekannt. Dabei ist klar, dass die Preise durch die Decke schießen, wenn man erst bestellt und danach fragt, was es kostet. Diese fatale falsche Reihenfolge hat sich in den letzten Jahrzehnten im ehemals reichen Rüsselsheim eingebürgert. Eine Abkehr von dieser misslichen Praxis wäre eine erste Voraussetzung einer Haushaltskonsolidierung in Rüsselsheim.

Spätestens in November 2016 war intern bekannt, dass 2018/19 kein einziges Gebäude steht

Bis heute ist die Schule nicht fertig geplant. Den Eltern haben Schuldezernent Grieser (Grüne) und der Rektor der SOS, Jens Krämer, erklärt, die Kinder könnten ab 2018 freundliche, neu errichtete Schulgebäude beziehen. In der Sitzung des Bauausschusses vor wenigen Tagen war Rektor Krämer deutlich anzumerken, in welcher schwierigen Lage er sich jetzt befindet. Er hat sich auf die Pläne der Politik verlassen und den Eltern versprochen, dass die Container-Provisorien 2018 zu Ende sind. Dabei ist seit langem intern klar, dass kein einziges Gebäude 2018 fertig wird. In der Magistratsvorlage für die Sitzung der Stadtverordneten vom November 2016 (Drucksache 115/16-21 öffnen) wird die Bezugsfertigkeit des Gebäudes für den ersten Jahrgang auf 2020 terminiert. Das bedeutet, dass die 2016 eingeschulten Fünftklässler erst die neunte Klasse in einem Gebäude verbringen werden, vorausgesetzt es kommt nicht zu weiteren Verzögerungen. Wir haben dies damals in Parlament moniert.

Unterricht im Keller und in einem zusätzlichen Container-Provisorium?

Inzwischen geht die Pannenserie in der Planung der SOS schon bei den zwei nächsten Jahrgängen weiter. Zum einen soll ein folgender Schülerjahrgang der SOS in Kellern der Friedrich-Ebert-Schule (FES) unterrichtet werden. Diese befinden sich noch dazu in schlechtem Zustand. Dagegen wehrt sich sogar der Elternbeirat der FES im Sinne der Sophie-Opel-Schüler. Zum andern soll noch ein zusätzliches Container-Provisorium auf dem Pausenhof der benachbarten Hasengrundschule errichtet werden. Dieses Provisorium soll einen vierten Jahrgang der SOS aufnehmen. Dies ist nicht nur fatal für die Sophie-Opel-Schüler. Auch die Hasengrundschule leidet darunter. Sie hat schon einen Teil ihres Pausenhofs für ein Flüchtlingsheim abgeben müssen. Sowohl die Schulgemeinde als auch die Anwohner der Hasengrundschule wurden vom Bau des Flüchtlingsheims überrumpelt, ein Versäumnis des zuständigen Dezernenten Grieser. Jetzt wird die Schulgemeinde der Hasengrundschule zusätzlich davon in Kenntnis gesetzt, dass sie auch noch den übrigen Teil des Pausenhofs verlieren soll. Ein Gespräch mit der Schulgemeinde fand vor dem Magistratsbeschluss nicht statt. Schulleitung, Eltern und Elternvertreter protestieren. Auf Grund des Protests ist es gut möglich, dass die Stadtverordnetenversammlung in ihrer nächsten Sitzung am 7. September den Plan des Magistrats verwirft oder abändert.

Bürgermeister Grieser sollte die Konsequenzen ziehen

Für die verfehlte Informationspolitik des Magistrats seit Jahren ist insbesondere der Schuldezernent Grieser verantwortlich. Wie gesagt, war spätestens im November 2016 intern bekannt, dass das erste Jahrgangsgebäude der SOS voraussichtlich im Jahre 2020 fertig wird. Eltern, Lehrer und Schüler wurden die ganze Zeit bis jetzt in Unkenntnis gelassen. Erst kürzlich, zum Schuljahresbeginn 2017 wurde ein weiterer Jahrgang an der SOS aufgenommen, ohne bekannt zu geben, dass auch diese Schülerinnen und Schüler fast ihre gesamte Schulzeit in Containern verbringen müssen. Dem Schuldezernenten geht es bei der SOS um den Aufbau einer Prestigeschule, koste es was es wolle. An die Schülerinnen und Schüler hat er dabei über Jahre hinweg nicht genügend gedacht. Er sollte die Konsequenzen daraus ziehen.

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